Bereich 3: Wege ins Exil

Der Bereich “Wege ins Exil” widmet sich den unterschiedlichen Beweggründen und Wegen, die die Protagonist*innen ins Berliner Exil unternahmen. Im zweiten Teil der Ausstellung verschiebt sich der Fokus von Südafrika nach Berlin und konzentriert sich auf den Beginn der Exilerfahrung der Protagonist*innen. Den Besucher*innen soll vermittelt werden, warum, wie und unter welchen Bedingungen die Exilant*innen von Südafrika nach Berlin kamen.

Exilant Arnold Isaacs zu Besuch bei den Einblicken am 02.02.2024 an der HTW Berlin. In der Ausstellung berichtet er in einem Video-Interview über seinen Entschluss, Südafrika zu verlassen. © HTW Berlin / Arianna Giusti-Hanza

Das Wort Exil stammt von dem lateinischen Begriff Exilium ab und bedeutet: in der Fremde weilen, verbannt. Die Definition von Exil bedeutet darüber hinaus, dass es sich um keine freiwillige Entscheidung handelt. Politische oder religiöse Verfolgung, Rechtseinschränkungen, Vertreibung, Lebensbedrohungen oder eine entzogene Staatsbürgerschaft führen dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen und ins Exil gehen müssen. Das Weggehen geschieht zum eigenen Schutz und zum Schutz der Zurückgebliebenen. Oftmals geschieht die Flucht aus dem Heimatland im Geheimen und ohne ein  Abschiedsritual. Exil hat kein definiertes Enddatum, wird aber immer durch den Wunsch einer Rückkehr bestimmt, sobald die politische Situation in dem Heimatland es erlaubt. Angekommen an dem neuen Wohnort befinden sich die Menschen im Exil. Dort sind sie fremd und müssen sich an ein neues Leben, mit oftmals einer fremden Sprache, einer anderen Kultur und neuen Regeln gewöhnen. Ein Leitmotiv, das alle Exilerfahrungen verbindet, ist Verlust: Verlust der Familie und des sozialen Netzwerks, Verlust des Wohnortes, Verlust des Sicherheitsgefühls, oft Verlust des bei der Geburt gegebenen Namens. 

Was bedeutet Exil für Südafrikaner*innen?  Wie kamen die südafrikanischen Exilant*innen nach Berlin? Zeitzeug*innen berichten von den vielfältigen Fluchtwegen der Exilant*innen.

Anhand von Musik vermittelt die Ausstellung, was Exil für die Freiheitskämpfer*innen bedeutet. Der südafrikanische Musiker Abdullah Ibrahim lebt von 1962 bis 1965 im Exil in der Schweiz und von 1965 bis in die 1990er Jahre in den USA. Sein musikalischer Stil ist dem Cape Jazz zuzuordnen, einem Subgenre des Jazz in Südafrika. Mit seiner Musik kämpft Abdullah Ibrahim gegen die Unterdrückung in Südafrika und für die Freiheit. Unter dem Apartheid-Regime hatten Schwarze Jazz-Musiker*innen nur begrenzten Zugang zur Aufnahme von Alben bei Plattenfirmen. Einige waren gezwungen, in den Untergrund oder ins Exil zu gehen. In diesem Kontext wird der Jazz zu einem Symbol des Widerstands im südafrikanischen Befreiungskampf.