Re: Gästeliste Hochzeitszug
2022/2023 | Ausstellung im Bröhan-Museum
Re: Gästeliste Hochzeitszug. Eine kritische Auseinandersetzung mit einem Hauptwerk des Berliner Jugendstilporzellans
In der Zeit von April 2022 bis zum Februar 2023 entwickeln elf Studierenden des Master-Jahrgangs 21/22 eine Ausstellung in Kooperation mit dem Bröhan-Museum, dem Berliner Landesmuseum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus.
Beteiligte Personen
Studierende: Danae Yolanda Diettrich, Layla Fetzer, Ida A. Heuer, Henry Kühnapfel, Ulrike Kuschel, Eda Nakıboğlu, Lisa A. Pichler, Franziska Schlüter, Tim D. Simon, Nina Szkółka, Anna Warsinke
Betreuung HTW: Prof. Dr. Susan Kamel
Projektleitung Bröhan-Museum: Nils Martin Müller
Grafik: Colya Zucker
Projektrahmen
Der Aufbau des Masterstudiums Museumsmanagement und -kommunikation sieht im zweiten und dritten Semester ein Praxisprojekt vor. Hier sollen die Studierenden in Kooperation mit einem Museum über ein Jahr hinweg ein umfangreiches Projekt konzipieren, durchführen und evaluieren. Im Zuge dessen lernen sie, wie man Management- und Kommunikationsinstrumente in Museen zielgerichtet einsetzt.
Die Ausstellung und ihre Inhalte
Vom 8. Februar 2023 bis zum 7. Mai 2023 wurde “Re: Gästeliste Hochzeitszug” im Erdgeschoss im Bröhan-Museum gezeigt. Im Fokus des Projekts stand der Hochzeitszug, ein mehrfiguriger Tafelaufsatz aus Porzellan, der 1904 von dem Bildhauer Adolf Amberg entworfen und in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) ausgeformt wurde. Die Ausstellung bot eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Hauptwerk des Berliner Jugendstilporzellans und untersuchte aktuelle Fragen zur Dekolonialisierung von Museen an seinem Beispiel.
Kunstgewerbliche Objekte werden oft erst auf den zweiten Blick mit den kolonialen Vorstellungen ihrer Entstehungszeit verknüpft. Beim Hochzeitszug handelt es sich um eine wichtige Objektgruppe der Sammlung des Bröhan-Museums, aber gleichzeitig auch um ein vielschichtiges und ambivalentes Objekt. Entstanden auf dem Höhepunkt des deutschen Kolonialismus, spiegeln sich in ihm imperialistische, rassistische und sexistische Vorstellungen wider. Ziel der Ausstellung war es daher, den Hochzeitszug zu kontextualisieren und in aktuelle Debatten einzuordnen, um den Besucher:innen einen reflektierten Umgang zu ermöglichen und der Objektgruppe eine neue Relevanz zu geben. Deshalb wurde sie so präsentiert, dass dabei ein Mehrwert für möglichst viele und unterschiedliche Menschen entstand und ein Raum für Austausch entstand.
Die Studierenden hatten einen Ausstellungsraum zur Verfügung, den sie thematisch in drei Bereiche unterteilten:
- Verwobene Geschichten
- Schau hin!
- Persönliche Begegnungen
"verwobene Geschichten"
Die “Verwobene Geschichten” gab den Besucher:innen einen ersten Überblick über den Hochzeitszug und verorteten diesen in den politischen, ideen- und kunstgeschichtlichen Kontexten seiner Entstehungszeit.
Für diesen Bereich wurden 30 Texte geschrieben, die den Besucher:innen relevante Stationen der KPM, Biografisches zu Amberg und seiner Perspektive als Gestalter im Kontext seiner Zeit und des vorherrschenden Weltbilds, Ereignisse der deutschen Kolonialgeschichte, zeitgenössische Wissensproduktion und Einflüsse der Kunstgeschichte auf den Jugendstil erläuterten. Zahlreiche Abbildungen illustrieren die Texte. Somit boten die “Verwobene Geschichten” eine Möglichkeit, den Hochzeitszug ganzheitlicher zu verstehen.
"schau hin!"
Anschließend folgte der Bereich “Schau hin!", in dem in drei Vitrinen einzelne Figuren aus dem Hochzeitszug gezeigt wurden. Die Vitrinen wurden zusätzlich thematisch unterteilt. Zum einen gab es an dieser Stelle die Möglichkeit, sich über die Technik und die Porzellanherstellung zu informieren. So wurde den Besucher:innen die kunsthandwerkliche Qualität aufgezeigt, aufgrund derer die Figurengruppe bis heute eine große Anziehungskraft nicht nur auf Sammler:innen ausübt. Zum anderen konnte man dort ein Verständnis für ikonographische Details der einzelnen Figuren erlangen. Die Figuren wurden hinsichtlich ihrer Attribute, Gestaltung und stereotypen Bildsprache kritisch beleuchtet. Hierfür wurden sechs Texte zu den Themen der Einfluss Japans, der Nutzen der Antike, Zusammenhänge, Nacktheit, Figurenkonstellation und Schönheitsideale verfasst. Die Vitrinen wurden zum Teil mit schwarzer blickdichter Folie beklebt. Die dadurch entstandenen Aussparungen für die Figuren und Objekte luden die Besucher:innen zu einer fokussierten Betrachtung der Inhalte ein. Die Studierenden verzichteten darauf, den Hochzeitszug in seiner Gänze und der altbekannten Aufstellung zu zeigen, um mit gängigen Präsentationsweisen zu brechen.